Zusammenfassung
Bei 252 organisch gesunden Frauen im Alter von 20–49 Jahren wurde ein Belastungs-EKG
mittels Fahrradergometrie im Liegen registriert. 51 Frauen (20%) zeigten ein falsch-positives
Belastungs-EKG mit horizontalen oder deszendierenden ST-Senkungen ≥ 1 mm. Dabei nahm
die Häufigkeit mit höherem Lebensalter zu. Sie lag für die Altersgruppe I (20–29 Jahre)
bei 5% und stieg in Gruppe II (30–39 Jahre) auf 20%, in Gruppe III (40-49 Jahre) sogar
auf 38% an. 34 der 51 Frauen mit positivem Belastungs-EKG wiesen bereits in Ruhe Störungen
der Repolarisation auf. Die horizontalen oder deszendierenden ST-Senkungen im Belastungsversuch
betrugen in den meisten Fällen weniger als 2 mm. Sie traten oft erst nach Belastung
auf, mit einem Maximum in der ersten und zweiten Minute der Erholungsphase. Durch
orale Gabe von 100 mmol Kaliumchlorid bildeten sich die »Ischämiezeichen« im Belastungs-EKG
bei 29 von 41 Frauen zurück. Neun der zwölf Frauen, die nach Kalium ein positives
Belastungs-EKG behielten, wurden einer Koronarangiographie unterzogen. Morphologische
Veränderungen an den Koronararterien waren dabei in keinem Falle zu erkennen. Auch
die bei vier Frauen zusätzlich bestimmte Koronarreserve war normal.
Summary
Exercise ECGs (bicycle ergometry in recumbency) were obtained in 252 women (aged 20–49
years) without evidence of organic heart disease. In 51 (20%) there was a false-positive
change in the ECG with horizontal or descending S-T depression ≥ 1 mm. The frequency
of this change increased with increasing age. In group I (20–29 years) it was 5%,
in group II (30–39 years) 20%, in group III (40–49 years) 38%. In 34 of the 51 women
abnormal repolarisation changes were present even at rest. The S-T depression during
exercise in most cases amounted to less than 2 mm and often occurred only on maximum
exercise during the first or second minute of the recovery phase. These »ischaemia«
changes disappeared in 29 of 41 women after administration of 100 mmol potassium chloride.
Nine of 12 women in whom the positive ECG signs persisted after KCl, coronary angiography
failed to demonstrate any abnormalities.